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Zither-Manä

Zither-Manä

Quelle: Wikipedia

Zither-Manä – Der bayerische Zither-Revolutionär zwischen Volksmusik, Rock und Kabarett

Wie Manfred „Zither-Manä“ Zick die Zither elektrifizierte – und damit eine ganze Klangästhetik der Neuen Volksmusik prägte

Manfred Zick, geboren am 6. März 1947 in München, ist als Zither-Manä eine Kultfigur der Neuen Volksmusik. Aus dem Volkston heraus hat er die Konzertzither über Jahrzehnte in Rock, Blues und Liedermacherkultur geführt – mit markanter Bühnenpräsenz, politischer Lust am Wort und einer Handschrift, die Sounds, Dialekt und Haltung bündelt. Der pensionierte Studiendirektor und Elektroakustik-Ingenieur vereint Praxis, Theorie und Humor zu einer Musikkarriere, die Tradition respektiert und zugleich Grenzen verschiebt. Seine Diskographie, seine Live-Intensität und seine künstlerische Entwicklung erzählen die Geschichte eines Grenzgängers, der die Zither zum improvisationsfreudigen Leadinstrument aufgerüstet hat.

Kindheit, Ausbildung und Fundament: Vom Volksmusiker zum Ingenieur der Klänge

Früh prägten Zither und Gitarre den musikalischen Alltag. Erste Auftritte mit dem Vater im volkstümlichen Rahmen vermittelten Praxis, Repertoire und Bühnenroutine. Nach der Mittleren Reife studierte Zick am Münchener Polytechnikum, wechselte später an die Technische Universität und finanzierte sein Ingenieurstudium der Elektroakustik als Rockmusiker. Dieser doppelte Blick – auf Tonästhetik und auf Live-Praxis – ist für seine Kompositionen und Arrangements zentral: Wenn Zither-Manä heute mit Verzerrung, Verstärkung und perkussiven Akzenten arbeitet, dann steht dahinter das Know-how eines Tüftlers, der die klanglichen Möglichkeiten des Instruments systematisch auslotet. Beruflich ging Zick in den Schuldienst, bildete als Mathematik- und EDV-Lehrer Generationen aus – und hielt zugleich die Musik als zweite Karriere kompromisslos wach.

Der Wendepunkt 1980: Session, Strom und der Beginn des Zither-Rock

Am 6. Januar 1980 markiert eine Session im Gasthof Nägele bei Miesbach den ästhetischen „Kick-off“. In diesem informellen Setting erkannte Zither-Manä, wie weit die Zither als Improvisationsinstrument für Rock und Blues tragen kann. Die Mischung aus Volksmusikmotiven, groovendem Backbeat und einem elektronisch verstärkten, gelegentlich verzerrten Zithersound definierte fortan seinen Stil. Kurz darauf folgte das erste Solokonzert in der Münchner Liederbühne Robinson – ein Schritt, der sein künstlerisches Profil zwischen Liedermacherei, Musikkabarett und instrumentaler Virtuosität schärfte. Diese Phase ist ein Musterbeispiel für künstlerische Entwicklung: Tradition als Vokabular, Technik als Hebel, Bühne als Labor.

Partnerschaft und Bühne: Mit H. H. Babe zur markanten Duo-Ästhetik

Ab 1988 arbeitete Zither-Manä eng mit dem Bassisten H. H. Babe (Hartmut Hotzel) zusammen. Die Duo-Besetzung gab dem Zither-Ton neue Tiefe: Der Bass trug Groove und Fundament, die Zither setzte Melodie, Riffs und Obertöne. In dieser Konstellation entstanden stilprägende Produktionen – ein dialektisch gedachter Klang, der zwischen G’stanzl-Witz und Rock-Attacke pendelt. Seit 2007 ist Zither-Manä wieder solo unterwegs: Ein Mann, ein Instrument, eine Stimme – und trotzdem ein komplettes Arrangement, das aus Timbre, Bordun, Laufbass und perkussiver Artikulation ein kleines Orchester entstehen lässt.

Diskographie mit Haltung: Von Ariola bis Ziro, von „Rock, Blues, Boogie“ bis „Coole Zeid“

Die Diskographie bildet den Weg der klanglichen Evolution ab. Frühwerke wie das selbstbetitelte Debüt (Ariola, 1981) etablierten den Signature-Sound zwischen Volkslied und elektrifizierter Frechheit. Mit „Rock, Blues, Boogie“ (Bogner Records, 1984) behauptete die Zither einen Platz im Idiom der Bluesrock-Gitarren – mit Plektrumartikulation, Bass- und Akkordseiten in alternierenden Patterns, die dem Instrument eine „Saitenband“-Qualität geben. Die Kompilation „20 Jahre – Zither-Manä – Seine größten Erfolge (1980–2000)“ bilanzierte ein erstes Lebenswerk, das ebenso Liedtexte mit Biss wie instrumentale Showpieces enthält. Spätere Veröffentlichungen wie „Zither Manä 2 – Rock, Blues, Boogie“ (2009) und „Coole Zeid“ (2013) dokumentieren die Reifephase: souveräne Produktion, pointierte Arrangements, eine Stimme, die mit Kabarett-Augenmaß zwischen Satire und Sentiment vermittelt. Digitale Plattformen verzeichnen Tracks wie „Zither-Rock“, „Nix is wieas war“, „Murnauer Markt“ oder „Manä’s Harp Blues“ – Material, das die Spannweite von Dialektsong bis instrumentaler Virtuosen-Nummer zeigt.

Stil und Technik: Die Zither als Leadinstrument der Neuen Volksmusik

Organologisch ist die Konzertzither ein Chordophon mit Melodiesaiten auf Griffbrett und einem Kranz offener Begleit- und Basssaiten. Zither-Manä nutzt dieses Setup konsequent: Der Daumen führt die Melodie mit Plek, während Zeige- und Mittelfinger Begleitakkorde und Basslinien verzahnen. Durch Verstärkung, behutsame Verzerrung und lebendige Dynamik wird die Zither zum Leadinstrument, das Sologitarren-Narrative übernimmt und zugleich sein alpines Timbre bewahrt. Im Arrangement sitzt die Zither auf dem Angriffspunkt zwischen Bordun und Hookline, die Stimme setzt Text-Punchlines und melodische Refrains, der Groove folgt oft dem Rock’n’Roll-Drive. Diese Ästhetik ordnet Zither-Manä in die Neue Volksmusik ein – als Künstler, der Folklorematerial neu belichtet, es mit Blues-Licks, Boogie-Figuren und Rock-Rhetorik kombiniert und damit eine eigenständige Klangmarke setzt.

Texte, Kabarett und Bühnenpräsenz: Dialekt als Medium der Zeitkritik

Die Liedtexte tragen Humor, Skepsis und Gesellschaftsbezug. Dialekt wird bei Zither-Manä zum stilistischen Werkzeug, das Nähe und Deutlichkeit schafft. In der Live-Situation verbindet er musikalische Virtuosität mit kabarettistischer Moderation – pointierte Anekdoten, klare Haltung, spontane Interaktion. Diese Bühnenpräsenz macht die Konzerte zu Gesamterlebnissen: Klang, Sprache, Timing. Das Publikum erlebt eine Kunst, die ohne große Gesten auskommt und dennoch fast theatral wirkt: konzentriert, rhythmisch, präzise. In Interviews betont er den Wert von Kultur in Krisenzeiten – Musik als Stärkung, nicht als Flucht; Humor als Widerstandskraft; das Konzert als Ort gemeinsamer Erfahrung.

Auszeichnungen und Anerkennung: Poetentaler, Goldene Zither und ein langer Atem

Seine Verdienste um Repertoire, Technik und Popularisierung der Zither wurden vielfach gewürdigt. Zu den Preisen zählen der Grüne Wanninger (1999), der Bernt-Engelmann-Preis (2003), die Goldene Zither (2012) und der Bayerische Poetentaler (2013). Die Laudatio zur Goldenen Zither hielt Günther Sigl (Spider Murphy Gang) – ein sprechendes Signal dafür, wie selbstverständlich Zither-Manäs Werk in rockmusikalischen Kontexten wahrgenommen wird. Diese Preislinien markieren nicht nur Karrieremeilensteine, sie belegen die Autorität eines Künstlers, der in der Szene als Erneuerer, Brückenbauer und Erzähler gilt.

Karriere 2020–2025: Repertoirepflege, neue Songs und Jubiläen

Dass Kontinuität und Aktualität sich nicht widersprechen, beweisen jüngere Stationen. Um 2021 sorgte das Trio-Stück „Auf Spezln packmas“ regional für Resonanz – ein lebensnaher Songtitel mit Kollektiv-Appeal. 2022 blickte ein ausführliches Interview anlässlich „42 Jahre Zither-Manä“ auf Werk, Haltung und Publikumsliebe. 2025 markierten mehrere Jubiläums- und Bühnenformate die 45 Jahre Bühnenzeit: Auftrittsankündigungen, Kulturkalender-Hinweise und Eventseiten zeigen die anhaltende Nachfrage in Kleinkunsthäusern, Wirtshaussälen und Kulturbühnen. Gleichzeitig bleibt seine Diskographie auf Streaming- und Download-Plattformen präsent – ein lebendiges Archiv, das Neugierige leicht in die eigene Favoritenliste überführen.

Kritische Rezeption: Zwischen Musikkabarett und Saiten-Virtuosität

Presseberichte betonen immer wieder die Dualität von Ernst und Unterhaltung. Musikalisch rückt die Kritik den Eigensinn des Zither-Sounds in den Vordergrund: Wie die Melodie über Bordunflächen schwebt, wie Spielfiguren aus dem Boogie idiomatisch auf das Zither-Griffbrett übersetzt werden, wie die Stimme Pointen setzt. In Konzertnotizen wird der Spannungsbogen hervorgehoben: rasche Wechsel zwischen instrumentalen Showcases und sprachlich zugespitzten Liedern; feine dynamische Differenzierung; ein Sounddesign, das trotz Verstärkung holzig-organisch bleibt. Diese Reaktionen spiegeln die fachliche Anerkennung für Komposition, Arrangement und Produktion – und die populäre Seite, die Menschen in der Region ebenso wie Kennerinnen und Kenner der Zitherkultur anzieht.

Einordnung: Kultureller Einfluss und die Zither im 21. Jahrhundert

Zither-Manä steht in einer Traditionslinie, die die Zither aus dem musealen Schatten geholt hat: weg vom „Heimatklischee“, hin zum performativen Instrument mit Solopotenzial. Sein Beitrag ist dreifach: Er hat das Genre der Neuen Volksmusik mit einem eigenständigen Timbre bereichert, er hat der Konzertzither durch elektrische Klangästhetik ein rocknahes Update gegeben, und er hat eine bühnenfähige Dramaturgie etabliert, in der Dialekt, Satire und Virtuosität eine natürliche Allianz bilden. Für die Zither-Community wirkt er damit als Katalysator – nicht durch akademische Programmschriften, sondern durch die Praxis einer über Jahrzehnte konsistenten Musikkarriere.

Setlist-Logik und Live-Energie: Warum der Abend fliegt

Live baut Zither-Manä dramaturgisch in Bögen: Auftakt mit einem griffigen Instrumental (häufig Boogie- oder Blues-Affinität), danach Liedblöcke mit humorvollem Kern, ein mittlerer Teil mit erzählerischer Ballade, zum Schluss wieder ein instrumentales Statement. Die Balance aus Groove, Text und Publikumsansprache erzeugt Nähe und Spontaneität. Seine Bühnenpräsenz lebt von Timing, Blickkontakt und kleinen Tempomodulationen – Ausdrucksdetails, die auf Tonträgern nur angedeutet, im Raum aber körperlich werden. So entsteht aus Konzert, Kabarett und Klangforschung ein Ereignis, das kulturellen Wert vermittelt und zugleich schlicht Spaß macht.

Aktuelle Projekte, Termine und Resonanz 2024/2025

Die anhaltende Bühnenaktivität zeigt sich in bayerischen Veranstaltungslisten, Kulturkalendern und Ankündigungen: Auch 2025 standen und stehen Jubiläumskonzerte auf dem Programm. Lokale Pressegespräche unterstreichen seine gesellschaftlich wache Haltung und die Freude am direkten Publikumskontakt. Die Repertoirepflege bleibt vital: Klassiker aus der eigenen Diskographie treffen auf neuere Songs und kuratierte Cover, die das Spektrum von Volkslied bis Rock-Klassiker repräsentieren. Für Veranstalter liefern technische Merkblätter und Presseinfos einen Einblick in Bühnenanforderungen, Setlängen und Programmdramaturgie – professionell, transparent, auf Langstrecke bewährt.

Fazit: Warum Zither-Manä heute hören – und live erleben

Zither-Manä ist spannend, weil er Klang und Kontext zusammenbringt: die Zither als elektrisches Leadinstrument, den Dialekt als literarisches Werkzeug, das Kabarett als Resonanzraum. Seine Diskographie bietet einen roten Faden durch vier Jahrzehnte Produktion, seine Auftritte feiern das unmittelbare Moment. Wer verstehen will, wie die Neue Volksmusik klanglich und inhaltlich atmet, findet hier ein Referenzwerk – mit Wurzeln, mit Witz, mit Widerhaken. Empfehlung: unbedingt live erleben. Die Energie zwischen Saiten, Stimme und Publikum erklärt in 90 Minuten mehr über Musik und Gesellschaft, als viele Bücher es vermögen.

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Quellen:

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